Radeberger Straße
Städtebaulicher Entwurf
Der städtebauliche Entwurf orientiert sich hinsichtlich der überbaubaren Fläche nah an den planungsrechtlichen Ideen des Bebauungsplanes. Die maximal überbaubare Fläche wurde an zwei Stellen aufgebrochen, um eine Durchwegung und eine Durchlüftung durch das Quartier zu ermöglichen. Die Geschossigkeiten wurden aus dem Bebauungsplan übernommen und an sinnvollen Stellen durch Staffelgeschosse ergänzt. Die Baukörper bilden ein mäandrierendes, städtebauliches Gefüge. Die Freiraumkonzeption unterstreicht diesen Charakter. Zur Radeberger Straße bilden die Gebäude des WA2 und WA3 eine städtische Kante, während sich die das städtebauliche Bild zur Grünfläche hin auflöst.
Nutzungskonzept
Geplant sind für das ausgeschriebene Gebiet ausschließlich Wohnungen. Es wurde Wert auf einen Wohnungsmix gelegt, der alle Bevölkerungsschichten abbildet. Gemäß Vorgaben wurden 50% als geförderter, 25% als preisgedämpfter und 25% als frei finanzierter Mietwohnraum konzipiert. Als Besonderheit des Quartiers zeigen sich die drei “Sozialen Anker”:
- Im nördlichen Gebäude des WR3 findet sich das Azubi- und Studentenwohnhaus “STUDY” mit smarten Appartements und großzügigen Gemeinschaftsflächen als Clusterwohnungen für die Auszubildenden und Studenten Düsseldorfs.
- Im nördlichen Bereich des WR2 und somit im Zentrum des Quartiers liegt das “Jung & Alt”. Hier können sowohl Senioren als auch Singles und junge Paare generationenübergreifend partizipieren und kompakte Zwei- bis Dreizimmerwohnungen mieten.
- Im westlichen Gebäudeteil des WA2 werden inklusive Wohnformen im “EINS.” für Menschen in besonderen Lebenslagen oder Menschen mit Beeinträchtigung geboten.
Eine soziale Durchmischung ist Grundlage für die Funktion eines Quartiers. Durchmischte Quartiere fördern den sozialen Zusammenhalt der Stadt und sorgen für die Zufriedenheit ihrer Bewohner.
Architektur und Fassade
Das Quartier lebt von einer durchgängigen, sorgfältig aufeinander abgestimmten Architektur und Materialwahl. Im Norden bilden die Gebiete WA2 und WA3 eine urbane Kante und nehmen die Materialität der umgebenden Gebäude auf: Putz in verschiedenen Qualitäten. Die massiv erscheinende Front der beiden Gebiete WA2 und WA3 wurde durch verschiedene Gebäudehöhen und Versatze gebrochen, um eine kleinteiligere, städtebauliche Körnung zu erhalten. Putzapplikationen in warmen Erdtönen schlagen die Brücke zu den anmutenden Fassaden, die im südlichen Teil des Quartiers eingesetzt werden.
Dort bestimmen Holzfassaden das Bild, gepaart mit akzentuierender Fassadenbegrünung.
So entsteht ein Gradient von der Radeberger Straße (urban) zur Auenlandschaft (natürlich).
Besonders hervorzuheben ist das Ensemble der Punkthäuser im WR1, die durch einen Laubengang miteinander verbunden wurden. Der zum Platz orientierte Laubengang ist nicht nur eine effektive Erschließung und ermöglicht mehr Wohnfläche, sondern auch ein kommunikativer Treffpunkt für die Bewohner der Häuser.
Freiraumplanerischer Entwurf
Der freiraumplanerische Entwurf unterstützt die städtebauliche Form und bildet eine mäandrierende Gesamtfigur. Großzügige Privatgärten säumen die Baukörper und verbinden die Gebäude optisch miteinander. Die „Gelenke“ der Gesamtfigur dienen zur Durchwegung des Quartiers. Im Westen und im Osten des Quartieres entstehen Platzsituationen, die durch Spiel- und Sportangebote ergänzt werden.
Zentrum und grüne Lunge des Quartiers ist der neu angelegte Wald, der den Bewohnern ein hohes Maß an Lebensqualität bietet. Er schließt das Quartier übergreifend an die umliegende Natur an. Der Wald fördert die Biodiversität, reinigt die Luft, sorgt für eine Abkühlung des Quartiers und dient der Starkregenvorsorge (Wasseraufnahmekapazität und Verminderung der Erosion). Wälder spielen eine entscheidende Rolle für die Biodiversität: sie sind die vielfältigsten Ökosysteme an Land und beherbergen die überwiegende Mehrheit der terrestrischen Arten der Welt.
Wir sehen in diesem neuen Wald eine Fortführung der umliegenden Naturlandschaften. Insgesamt entstehen im Quartier damit 2.200m² neue Waldfläche! Der Wald bindet aktiv C02 und verringert die Feinstaubbelastung. Ergänzt wird diese Idee durch den Obst- und Nussstrauchgarten zwischen dem WR2 und WR3, wo die Kinder des Quartiers eine natürliche Nähe zu heimischen Arten, deren Pflege und deren Geschmack erleben.
Die beiden urbanen Plätze öffnen sich zur Radeberger Straße. Im Westen ist der Platz als multifunktionale Fläche gedacht, die sich Richtung Radeberger Straße öffnet und von den beiden torartigen Kopfbauten gerahmt wird. Der große Kinderspielplatz, die Mobilitätsstation, der öffentliche Zugang zur Tiefgarage und die notwendigen Feuerwehrzufahrten finden sich dort. Im Osten werden die notwendigen Feuerwehrzufahrten ebenfalls über den Platz realisiert.
Die Menschen erleben bei der Durchwegung des Quartiers einen eindrücklichen Wechsel zwischen Natur und Kultur. Von der natürlichen Düssellandschaft, über den urbanen Platz mit Spielfläche, in den heterogenen Wald, vorbei an den Obst- und Nussgehölzen hin zur Sport- und Spielwiese. Die verschiedenen „Zonen“ bieten jeweils eine bestimmte Aufenthaltsqualität und laden zum Verweilen ein.
Durch die kompakte Anordnung der Tiefgarage ist das Gebiet weitestgehend als unversiegelt anzusehen. Es entstehen natürliche Böden, auf denen sich eine ungestörte Fauna entwickeln kann. Hier können Bäume und Pflanzen natürlich wachsen.
Bepflanzungskonzept
In der näheren Umgebung finden wir den idyllischen Blickfang von wilden Baumalleen entlang der Düssel. Dieser wird untermalt durch die südliche Schrebergartenanlage und die natürliche Terrassierung der Rasenfläche, den wir in unseren Entwurf aufnehmen.
Den Anfang macht der Ahornwald (NW) der durch das Farbthema rot geprägt sein soll. Eine Mischung aus Feldahorn, Blutpflaume und der fleischroten Rosskastanie könnten hier den westlichen Abschluss begrenzen. Eine Mischung aus den Rosengewächsen ,red robin’ Zierquitte und der Glanzmispel würden das Bild rahmen. Im Bereich des Spielplatzes und der Sport und Spielwiese sollen vor allem im südwestlichen Bereich schattenspendende Bäume, wie die Paulownia angesiedelt werden. Die Baumart wurde gewählt, weil sie viel CO² speichert und damit das Entree und die Mobilitätsstaion rahmt. Die ,Lungen’ des Quartiers sollen autark funktionieren.
Die Obst- und Nussgehölze sollen durch (Woll-)Apfelbäume, Felsenbirnen, sowie Kirschbäume geprägt sein. Haselnusssträucher und Kornelkirschen grenzen diese Flächen ein.
Durchlüftung
Die im Bebauungsplan angesetzten maximalen Baukörper wurden bewusst an zwei Stellen aufgebrochen (WR2 und WR3), um eine optimale Durchlüftung des Quartiers zu ermöglichen. Der Klimawandel stellt besonders die Städte vor eine enorme Herausforderung. Der große Versiegelungsgrad der Städte an und für sich und ihre oft geschlossene Bauweise lassen schnell Stauhitze aufkommen. Besonders Kinder und ältere Menschen haben mit extremer Hitze zu kämpfen. Anders ist es hier. Durch den hohen Grünanteil und die Durchlüftungskorridore lässt sich dieser Hitzestau vermeiden.
Fassaden- und Dachbegrünung
Alle Dächer sind mit einer intensiven Dachbegrünung in Kombination mit Photovoltaik geplant. Im Süden des Quartiers zur Auenlandschaft werden die Holzfassaden mit einer bodengebundenen Fassadenbegrünung ergänzt.
Verkehr & Mobilität
Der ruhende PKW-Verkehr wurde ausschließlich in der zusammenhängenden Tiefgarage nach der Stellplatzsatzung der Stadt Düsseldorf realisiert. Die Zufahrt zur Tiefgarage ist im Nord-Osten von der Radeberger Straße geplant. Damit ist das Quartier autofrei realisierbar.
In der Tiefgarage finden sich neben den klassischen PKW-Stellplätzen auch Car-Sharing-Plätze. Alle PKW-Stellplätze werden für den späteren Einbau einer Wallbox vorgerichtet. In der Tiefgarage sind die Fahrradstellplätze und Müllcontainer für die Wohngebäude mit direktem Zugang untergebracht. Die Tiefgarage ist aber auch über einen öffentlichen Zugang (am Platz) und die Rampe zu erreichen.
Plätze für Lastenräder und E-Bikes sind in ausreichender Zahl geplant.
Energiekonzept
Das gesamte Quartier wird ausschließlich mit erneuerbaren Energien betrieben. Dabei wird mit einer quartiersbezogenen Lösung gearbeitet. Warmwasser, Heizung und Kühlung erfolgen durch Sole-Wasser-Wärmepumpen in den Technikräumen der Gebäude. Die die dafür notwendige Sole wird über eine Ringleitung (Horizontalkollektor des kalten Nahwärmenetzes) an die Wärmepumpen übergeben. Die Sole wird über entsprechende Tiefenbohrungen und/oder oberflächennahe Erdkollektoren erwärmt. Erdkollektoren könnten sich als wirtschaftliches System herausstellen, da das Gelände sowieso angeschüttet wird.
Die Hilfsenergie der Wärmepumpen wird über die Photovoltaikanlagen produziert (Jährlicher Deckungsfaktor ca. 90%). Der Überschuss des im Sommer produzierten Stroms kann in das Netz gespeist werden. Die Dachflächen können mit einer Kollektorfläche von ca. 3.000m² belegt werden
Mit dieser Anlage können im Jahr bis zu 520.000 kWh Strom produziert werden. Damit sind die etwa 200 geplanten Wohneinheiten größtenteils autark versorgt.
Starkregenvorsorge und Entwässerungskonzept
Das Quartier weist zunächst einen niedrigen Versiegelungsgrad auf und bildet mit der 2.200m² großen Waldfläche einen enorm wichtigen Baustein der Schwammstadt. Durch die wirtschaftliche und kompakte Gestaltung der Tiefgarage werden große Teile des Quartiers nicht unterbaut und eine natürliche Versickerung ist gewährleistet. Trotzdem wurden Maßnahmen zur Starkregenvorsorge getroffen. In den Randbereichen des Quartiers hin zur Düssel und zur Auenlandschaft werden große Retentionsmulden geplant, die bei Starkregenereignissen als Ausweichflächen dienen. Hier ist auch ein Hochwasserschutz gegen die Düssel implementiert. Das aufgeschüttete Quartier wird in den versiegelten Bereichen mit einer Kanalisation versehen, die bei Überlastung des Kanalnetzes automatisch in die Retentionsmulden entwässert. Bei der Berechnung dieser Lastfälle erhalten wir eindrucksvolle Zahlen: Selbst extreme Unwetterereignisse (40 l/m²) sind für diese Ausweichflächen kein Problem. Prinzipiell könnte es bis zu 15 Stunden in dieser Stärke regnen und das Quartier wäre vor Überflutung geschützt. Damit ist das Quartier bei allen Starkregenereignissen (auch Jahrhundertregen) vor einer Überflutung geschützt